Kurze Geschichte der Uni-Bühne Germersheim

Im Januar 1980 gründete Rainer Kohlmayer mit einigen Studierenden des Germersheimer Fachbereichs eine Theatergruppe, die mittlerweile auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. In bisher 34 Inszenierungen und über 150 Aufführungen spielte die Uni-Bühne vor rund zwanzigtausend Zuschauern in der Germersheimer Stadthalle, im Bürgersaal im Stadthaus, im Audimax und im Amphitheater der Uni sowie im Theaterkeller, der 1987 auf Initiative Prof. Dr. Pörtls mit Förderung des Freundeskreises eingerichtet wurde. Die Uni-Bühne spielte auch in Mainz, wurde von der Universität Tübingen eingeladen, gastierte mit ihrem Kabarett-Programm "Brechen Sie Deutsch?" auch in Gent in Belgien. Zahlreiche weitere Einladungen mussten aus Zeitknappheit abgesagt werden - schließlich war die Uni-Bühne immer eine reine Freizeitbeschäftigung ohne irgendeine Anrechnung auf die Lehr- oder Studientätigkeit.
Von Anfang an war auch Dr. Johannes Westenfelder mit von der Partie: Seine Liedvertonungen und brillante Klavierbegleitung gaben den Aufführungen das gewisse Etwas an Originalität, was man bei Laien-Bühnen oft vermisst. Fast alle Schauspieler der Uni-Bühne sind auch als Sänger aufgetreten. Mindestens 90 Lieder wurden von Dr. Westenfelder vertont. Für Kontinuität sorgte auch ein Stamm von Schauspielern, die immer wieder mitmachten. Caroline Jacobs-Henkel war von Anfang an dabei und mehrmals bereit, vornehm-exzentrische Rollen wirkungsvoll in Szene zu setzen. So erwies sich auch der Russischdozent Peter Ruppert viele Jahre lang als hervorragendes komödiantisches Talent. Seine sprachliche und mimische Komik in Komödien von Nestroy, Gogol u.a. zwangen das Publikum der Stadthalle zu Lachkrämpfen. Eine der zuverlässigsten schauspielerischen Stützen war seit 1984 Dr. Jochen Laugsch, Mathematiklehrer am Germersheimer Goethegymnasium.
Von Anfang an bestand die Truppe zu etwa gleichen Teilen aus deutschen und ausländischen Schauspielern. Das Studium von Fremdsprachen und der Aufenthalt in anderen Ländern sind eine ideale Vorbereitung für die Kunst des Rollenwechsels. Und das Erlernen einer Rolle ist gleichzeitig auch das intensivste Sprachstudium, das man sich vorstellen kann. Die Schauspieler kamen aus der ganzen Welt, angefangen von Neuseeland und Australien über Indien, Iran, die Türkei quer durch ganz Europa bis nach Chile. Unter den über 150 bisherigen Schauspielern gab es immer wieder großartige Einzeltalente.
Die Uni-Bühne hatte Konsequenzen, die weit über die Uni Mainz hinausreichten. Texte, die ursprünglich für die Uni-Bühne übersetzt oder geschrieben wurden, wurden und werden inzwischen an großen und kleinen Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gespielt, vor allem die bei Reclam erschienenen Übersetzungen von Rainer Kohlmayer, "Bunbury", "Ein idealer Gatte", „Die gelehrten Frauen“.
Die Corona-Krise beendete 2020 (vorerst?) die Existenz der Uni-Bühne nach der 43. Inszenierung. Die letzten 20 Jahre waren stark geprägt von Lars Sörensen, der sich inzwischen als Kabarettist einen Namen machen konnte, von Andreas Bünger, der in verschiedenen Rollen glänzte, und von Carlo Accorinti, der als Schauspieler und Organisator immer hilfsbereit war; die Uni verdankt ihm u.a. die Beschaffung eines Kostümfundus von erheblichem Wert.